Definition Stuhlinkontinenz
Allgemein wird Stuhlinkontinenz als die Unfähigkeit beschrieben, Flatulenzen und den eigenen Stuhlabgang kontrolliert zurückzuhalten. Kot und Winde entweichen unwillkürlich, was Betroffenen besonders in Gesellschaft sehr unangenehm ist und auch körperliche Beschwerden wie Hautreizungen mit sich zieht.
Bei Stuhlinkontinenz leidet die Körperhygiene enorm, wie auch die persönliche Lebensqualität der Betroffenen. Stuhlinkontinenz Windeln sind die erste Maßnahme bei Stuhlinkontinenz. Am häufigsten tritt sie alters- und krankheitsbedingt auf. Aber es können verschiedene Ursachen zu Stuhlinkontinenz führen und damit in jedem Alter auftreten. Da Stuhlinkontinenz noch immer ein Tabuthema ist, verspüren viele Betroffene eine enorme psychische Belastung und entwickeln Schamgefühle. Aus diesem Grund neigen sie dazu, weniger unter Menschen zu gehen, aus Angst, sich zu blamieren. Die Folgen sind Isolation und Vereinsamung, was vor allem im Alter verheerend sein kann.
Die Symptome von Stuhlinkontinenz unterscheiden sich
Die Symptome unterscheiden sich nach der Art der Stuhlinkontinenz. Bei der Dranginkontinenz wird der Stuhldrang zwar wahrgenommen, der Abgang erfolgt aber dann so rasch, dass die betroffene Person es manchmal nicht rechtzeitig zur Toilette schafft. Die sensorische Inkontinenz verhindert das Wahrnehmen eines Stuhldrangs, die Betroffenen spüren im Analbereich nichts. Auch können sie die Darmentleerung nicht mehr bewusst steuern, die daher unwillkürlich erfolgt.
Warum treten die Symptome auf?
Verantwortlich für die Funktion, den eigenen Stuhl zurückzuhalten, ist das Kontinenzorgan, auch Schließmuskel genannt. Verschiedene Belastungen des Organs schränken die Funktionsweise ein und sorgen für die unangenehmen Symptome. Je nach Grad der Schädigung des Organs tritt die Stuhlinkontinenz in unterschiedlichen Schweregraden auf.
Drei Schweregrade der Stuhlinkontinenz
Stuhlinkontinenz Produkte
Es gibt auf dem Markt sehr viele Produkte zur Versorgung bei Harn- und/oder Stuhlinkontinenz. Deren Materialien, das Aussehen und die Leistungsfähigkeit entsprechen modernen Ansprüchen und senken dadurch die Hemmschwelle für ihre Anwendung deutlich. Dazu gehören hauptsächlich Stuhlinkontinenz Windeln, also Inkontinenzmaterial. Auch sind in manchen Situationen Analtampons geeignet. Sie bewirken eine temporäre Dichtigkeit, wichtig ist nur das regelmäßige Wechseln. Ferner können Pessare hilfreich sein, da sie den Beckenboden unterstützen.
Stuhlinkontinenz Produktempfehlungen
Grundsätzlich sollten Betroffene bei starker Stuhlinkontinenz auf Inkontinenzvorlagen und -windeln wie MoliCare Premium Form Extra Plus und Super Seni Trio zurückgreifen. Denn die eingearbeiteten Seitenbündchen fangen effektiv (flüssigen) Stuhl auf. Bei leichter Stuhlinkontinenz eignen sich Inkontinenzeinlagen wie Molicare Premium lady pad 4,5 Tropfen oder auch Windelhöschen wie Seni Active.
Hygiene und Hautpflege bei Stuhlinkontinenz
Da die Folgen der Stuhlinkontinenz auch Hautreizungen mit sich ziehen und die Körperhygiene enorm leidet, sind zusätzlich zu Inkontinenzeinlagen bzw. -slips weitere Hautpflegeprodukte wie Feuchttücher (z.B. Seni Care Feuchtpflegetücher) und desinfizierende Mittel (z.B. Sterillium) zu empfehlen. Wie bei einem Kleinkind reagiert die Haut am After schnell durch bakterielle Angriffe und Reibung gereizt.
Besonders gut geeignet ist die Pflegecreme für den Intimbereich Molicare skin Hautschutzcreme. Wer eher unter trockener Haut im Intimbereich leidet, nimmt besser Seni Care Schutzcreme mit Arginin. Wie Sie die Haut richtig pflegen und reinigen, können Sie in unserem Artikel über richtige Hautpflege bei Inkontinenz lesen.
Ursachen für Stuhlinkontinenz
Die unterschiedlichen Ursachen der Krankheit sind hauptsächlich eine Beckenbodenschwäche und auch Darmträgheit.
- Schwäche des Schließmuskels und der Beckenbodenmuskulatur (verbreitet bei älteren Menschen)
- Darmträgheit
- Anhaltende Verstopfung
- Funktionsstörungen des Schließmuskels durch Verletzungen, unter anderem nach einer Geburt oder einer Operation (häufig aufgrund eines Dammbruchs)
- Enddarmentzündung (Proktitis)
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn)
- Tumor des Enddarms
- Beeinträchtigung der Nervenwahrnehmung am Darmausgang unter anderem nach einem Schlaganfall oder einer Querschnittslähmung
- psychische Faktoren wie bspw. das Phänomen der Regression – Betroffene fallen in frühkindliche Verhaltensweisen, wozu auch das Einkoten gehört
- Medikamente wie Antidepressiva, Abführmittel und Parkinson-Medikamente
- Ausgeprägte Hämorrhoiden
- Vorfall im Mastdarm (Rektumprolaps) oder Enddarm
Bei Stuhlinkontinenz zum Arzt
Eine frühe Arztkonsultation ist recht entscheidend, um eine schwerwiegende Darmerkrankung zu diagnostizieren oder auszuschließen. Schon die ersten Symptome sind Anlass genug, sich Hilfe vom Fachmann zu holen. Das sind beispielsweise ungewollt freigesetzte Winde und erstes Stuhlschmieren. Geeignete Ärzte sind neben dem Hausarzt auch ein Gynäkologe oder Urologe sowie ein Proktologe (Enddarmspezialist). Stuhlinkontinenz kann auch ein Symptom für Darmkrebs sein, der gar nicht zeitig genug diagnostiziert werden sollte. Wenn er ausgeschlossen wird, sind die Betroffenen oft froh, dass es sich “nur” um eine Schwäche des Schließmuskels und/oder Nervensystems handelt.
Wenn Stuhl- und Harninkontinenz gleichzeitig auftreten
Die Stuhlinkontinenz, die durch eine Beckenbodenschwäche verursacht wird, ist sehr oft mit einer Harninkontinenz verknüpft. Überdurchschnittlich oft sind ältere Menschen betroffen, die sich aus Scham zurückziehen. Das ist falsch, meinen Experten. Das bisherige Leben kann mit der richtigen Behandlung und Versorgung von Stuhlinkontinenz Windeln o.ä. beinahe ohne Einschränkungen weitergeführt werden.
Diagnose Stuhlinkontinenz
Zur Basisdiagnostik gehören neben der Erhebung der Vorgeschichte das Abtasten des Enddarms und eine Darmspiegelung. Der Arzt befragt Frauen nach dem Verlauf von Geburten und alle Patienten nach früheren Operationen. Zu den Diagnosekriterien gehören die Häufigkeit des Stuhlgangs, die Konsistenz des Stuhls, die Fähigkeit der Verzögerung von Stuhlgang und die Differenzierungsmöglichkeit des Patienten zwischen Stuhl und Luft im Darm. Der Arzt tastet und hört den Bauch ab und sucht nach möglichen Tumoren oder Polypen im Analbereich, wozu neben dem Abtasten auch die Darmspiegelung dient.
Weitere Diagnosemöglichkeiten
Die spezielle Diagnostik erfolgt mit der Endosonografie. Diese Ultraschalluntersuchung ist schmerzlos und dient dem Nachweis von möglichen Verletzungen des Schließmuskels. Dessen Funktion lässt sich mit der ebenso schmerzlosen Analsphinktermanometrie überprüfen. Weitere Diagnoseverfahren sind die anale Manometrie mit einem kleinen Ballon, die Defäkografie mit einem Röntgen-Kontrastmittel und das Elektromyogramm zur Überprüfung der Nervensignale. Letzteres kommt nur in speziellen Fällen zum Einsatz, weil auch die Sonografie und die anale Manometrie entsprechende Ergebnisse liefern.
Stuhlinkontinenz Therapie
Die gewählte Therapie richtet sich nach den ermittelten Ursachen und der Schwere der Stuhlinkontinenz. Wichtig ist dabei, die Lebensqualität des Betroffenen größtmöglich zu erhöhen. Dabei sollten allzu unangenehme Prozeduren und ihr hygienischer beziehungsweise medizinischer Nutzen individuell abgewogen und an die Bedürfnisse des Betroffenen angepasst werden. Grundsätzlich kommen eine Ernährungsumstellung, eine Verhaltenstherapie, eine reine Medikation mit Abführmitteln, das Beckenbodentraining inklusive Biofeedback, eine Elektrostimulation und schließlich auch eine Operation am Schließmuskel infrage. Nicht-operative Methoden werden stets bevorzugt eingesetzt, doch manchmal genügen sie nicht.
- Ernährungsumstellung: Aufnahme ballaststoffreicher Nahrungsmittel, Verzicht auf blähende Speisen, Alkohol und Kaffee
- Verhaltenstherapie: Steuerung der Toilettengewohnheiten unter anderem durch regelmäßige Zeiten
- Medikation mit Laxantien (Abführmitteln) zur Stimulierung des Dickdarms, des Weiteren mit Motilitätshemmern zur Verringerung der Häufigkeit des Stuhlgangs und mit Substanzen zur Verminderung des Wassereinstroms in den Darm
- Beckenbodengymnastik: Stärkung der Muskeln im Becken- und Analbereich, empfehlenswert für Frauen nach mehreren Geburten und Patienten mit Bindegewebsschwäche
- Biofeedback: bewusste Wahrnehmung der Schließmuskelspannung, verknüpft mit dem Beckenbodentraining
- Elektrostimulation: Verbesserung der Schließmuskelfunktion durch schwachen Reizstrom, spürbarer Effekt nach einigen Wochen
- Operationen: Nähen von Verletzungen am Schließmuskel, Rekonstruktion des Schließmuskels mit körpereigenen oder künstlichen Implantaten, sakrale Nervenstimulation durch einen kleinen Schrittmacher, Kolostomie (Anlage einer künstlichen Darmöffnung)
- Prolaps-Operation: Entfernung eines Darmabschnitts nach Enddarm-Vorfall
Nicht-invasive Therapien bevorzugt
Patienten wünschen zunächst eine unaufwendige, in jedem Fall nicht-invasive Therapie. Die Ernährungsumstellung und das Beckenbodentraining gelten daher als Mittel der Wahl. Die Ernährungsumstellung lindert eine Stuhlinkontinenz, weil eine falsche Ernährung, Alkohol, Kaffee und auch Rauchen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen auslösen können, die zum Teil für die Stuhlinkontinenz ursächlich sind. Kaffee, Alkohol und viele Speisen können Blähungen verursachen, welche die Stuhlinkontinenz fördern. Diese wiederum verändert den After auf Dauer, was gerade das Stuhlschmieren fördert und einen Teufelskreis in Gang setzt, weil ein ständig mit Stuhl kontaminierter After zu weiteren Entzündungen neigt. Eine Ernährungsumstellung und der Verzicht auf die genannten Drogen unterbricht diesen Prozess, muss aber konsequent durchgehalten werden.
Was bringt das Beckenbodentraining?
Eine zu schwache Beckenbodenmuskulatur kann ebenfalls eine Stuhlinkontinenz auslösen, Frauen sind manchmal nach Geburten davon betroffen. Das Beckenbodentraining stärkt mit speziellen Übungen den Analschließmuskel, der gezielt an- und entspannt werden muss. Die entsprechenden Übungen kann ein Physiotherapeut mit Spezialausbildung vermitteln. Auch Elektroden im After und in der Vagina stärken wieder die Muskulatur, weil die schwachen elektrischen Impulse die Muskeln zusammenziehen und anschließend wieder entspannen. Auf diese Weise erhöht sich sukzessive wieder der Muskeltonus.
Interview mit Inkontinenzexpertin Manuela Busse
In unserer Reihe „Expertentipp“ erklärt ein Experte hilfreiche Tipps zu Inkontinenz und Pflege von Bedürftigen. Im heutigen Teil beantwortet Frau Manuela Busse, Arzthelferin und Inkontinenzexpertin, Fragen zu Stuhlinkontinenz und was Sie tun können.
Was können Betroffene tun, um mit der Stuhlinkontinenz umzugehen?
Manuela Busse: Zu allererst sollten sich die Betroffenen darüber im Klaren sein, dass es vielen Menschen so geht wie ihnen. Von Stuhlinkontinenz sind viele Männer, Frauen und sogar Jugendliche dauernd oder zeitweise betroffen. Zum Glück gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten und Hilfsmitteln, sprich Stuhlinkontinenz Windeln, die helfen, wieder etwas mehr Unbeschwertheit und Freiheit im Alltag zurückzugewinnen.
Was genau sind das für Möglichkeiten?
Manuela Busse: Es gibt eine ganze Palette vorbeugender Maßnahmen. Zum einen kann man saugstarke Vorlagen tragen oder besser noch spezielle Einlagen für Stuhlinkontinenz. Darüber hinaus können Betroffene Inkontinenzslips, also Windeln, verwenden. Windelhosen, auch Pants genannt, sind leider wenig geeignet. Denn bei Stuhlinkontinenz ist regelmäßige, gründliche Hautpflege sehr wichtig. Man sollte also darauf achten, das Inkontinenzprodukt, also Vorlage, Einlage oder Slip, rechtzeitig zu wechseln. Das ist bei Windelhosen nicht so einfach. Hygiene ist ein absolutes Muss. Die Maßnahmen sollten individuell an die Art der Stuhlinkontinenz angepasst werden.
Manuela Busse rät: „Gründliche Hautpflege bei Stuhlinkontinenz ist absolut wichtig.“
Welche Vorlagen und Slips können Sie empfehlen?
Manuela Busse: Das Inkontinenzprodukt San Seni Alvi ist als Alternative zu Stuhlinkontinenz Windeln empfehlenswert. Das sind Vorlagen, die den Po großflächig abdecken. Dazu sollte man eine geeignete Netzhose bzw. Fixierhose tragen, sie hält die Einlage an Ort und Stelle. Bewährt hat sich dabei das Fixierhöschen MoliCare Premium Fixpants. Der Eine oder Andere kennt sie vielleicht von einem Krankenhausaufenthalt.
Grundsätzlich ist jede konventionelle Inkontinenzvorlage mit hoher Saugkraft auch gut bei Stuhlinkontinenz geeignet. Auch Inkontinenzslips (Windeln für Erwachsene) mit hoher Saugkraft sind empfehlenswert. Sie sind vom Material und der Verarbeitung her sehr hochwertig und zuverlässig.
Wie sieht es aus mit Pants bzw. Windelhosen für Stuhlinkontinenz?
Manuela Busse: Von Windelhosen würde ich abraten, weil sie je nach Art der Stuhlinkontinenz nicht immer das richtige Produkt sind.
Was halten Sie von Analtampons?
Manuela Busse: Über Analtampons gibt es in den Fachkreisen unterschiedliche Meinungen. Einerseits kann man durch Analtampons seinen Stuhlgang halbwegs wieder selbst steuern. Andererseits befürchten Ärzte und Fachkräfte eine Infektion. Denn der Stuhl sollte nicht zu lange im Enddarm verbleiben. Außerdem, wer den Stuhl zu lange zurückhält, riskiert eine Überdehnung des Darms, was eine Verschlimmerung der Stuhlinkontinenz zur Folge haben kann.
Fazit Stuhlinkontinenz Windeln
Als Abschluss kann ich jedem Betroffenen nur raten, sich kompetent beraten zu lassen. Was im Endeffekt für einen Betroffenen das richtige Produkt ist, ob nun Stuhlinkontinenz Windeln oder Analtampons, kann nur im Rahmen einer persönlichen und direkten Fachberatung geklärt werden. Diese Beratung können Ihnen Pflegefachkräfte oder auch Produktexperten anbieten.
Über Frau Manuela Busse
Frau Manuela Busse ist Arzthelferin (medizinische Fachangestellte) und Inkontinenzexpertin. Sie hat über 30 Jahre Berufserfahrung in der Pflege – ambulant als auch vollstationär. Als Inkontinenzexpertin berät sie Betroffene, Angehörige und Familien.
Lassen auch Sie sich von Produktexperten beraten und rufen Sie das Team von Inkontinenz-Fachkräften an unter 030/20 62 176 100 oder schreiben Sie uns an service@insenio.de.
Zuletzt geändert:
Quellen
https://www.klinikum-lippe.de/wp-content/uploads/2021/04/DKG_Stuhlink_05-14.pdf
Expertise KoloproktologieDOI: 10.1055/b-0036-134246
Gaßmann, P., Gohrbandt, A.E. Stuhlinkontinenz. coloproctology 39, 353–364 (2017). https://doi.org/10.1007/s00053-017-0182-z
(2007). Harn- und Stuhlinkontinenz, Hilfsmittelversorgung. In: Tipps und Tricks für den Frauenarzt. Tipps und Tricks. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-540-36854-0_32