Was ist Palliativmedizin und Palliativpflege?
Die Palliativmedizin setzt genau dann ein, wenn die Aussicht auf Heilung einer bestimmten Erkrankung nicht mehr vorhanden ist. Auch wenn die Situation ausweglos erscheint, lässt sich durch eine palliativmedizinische Begleitung die Lebensqualität des Betroffenen deutlich verbessern. Es geht vor allem um die Linderung von Schmerzen und um emotionale und psychische Hilfe. Palliativmedizin ist das Konzept der Begleitung eines Kranken auf dem letzten Weg seines Lebens. In die Behandlung einbezogen werden auch die Angehörigen, die dem Patienten nahe stehen oder ihn pflegen. Cicely Saunders, ihres Zeichens nach Begründerin der heute bekannten Palliativmedizin und Ärztin aus England (geboren 1918) sagte einst:
Sprich – mit Hilfe der Palliativmedizin soll die verbleibende Zeit auf Erden lebenswerter und leichter erträglich gemacht werden.
Palliativmedizin bei Krebspatienten
Die Krebsforschung ist in den letzten Jahren rasant vorangekommen, dennoch können nicht alle Krankheiten geheilt werden. Ist die Lebenszeit absehbar, kommt die Palliativmedizin ins Spiel. Bei ihr geht es nicht um Heilung und Verlängerung des Lebens, sondern die Lebensqualität soll sichergestellt werden, es geht um die Schmerzlinderung und vor allem um Zuwendung und das Spenden von Nähe. Der Begriff „Palliativmedizin“ kommt vom lateinischen „Pallium“ und bedeutet soviel wie Mantel oder Umhüllung, was bereits darauf hindeutet, dass vor allem emotionale und soziale Belastungen gemindert werden sollen.
Palliativmedizin und Palliativpflege frühzeitig starten
Leider ist es immer noch so, dass Palliativmediziner zu spät dazugeholt werden. Ist der Patient bereits in seinen letzten Lebenswochen angekommen, ist die Palliativmedizin zwar wichtig, dennoch raten Experten dringend dazu, einen palliativ tätigen Mediziner viel früher zurate zu ziehen – teilweise binden die Krankenhäuser und behandelnden Ärzte daher einen Palliativarzt in die Standardversorgung von Krebspatienten ein.
Was behandelt die Palliativmedizin?
Bei der Palliativmedizin geht es vor allem um die Linderung der Beschwerden, sowie um die Schmerzkontrolle. Schmerzen, Müdigkeit und Atemnot, Übelkeit und Erbrechen, Erschöpfung und Antriebslosigkeit gehören unter anderem zu den zu behandelnden Symptomen. Kurz: Alle Probleme, die mit einer Tumortherapie, sowie mit der fortschreitenden Erkrankung einhergehen, stehen im Fokus der Palliativmedizin.
Palliativmediziner als Berater
Palliativmediziner beraten einen Patienten auch in Bezug auf die noch anstehenden Therapien. Werden Operationen und weitergehende Behandlung in Erwägung gezogen, erfolgt diesbezüglich die Beratung. Was ist noch sinnvoll, was bringt weiteres Leid mit sich? Viele Behandlungen zielen auf die Verlängerung des Lebens ab, die gewonnenen Tage oder Wochen wiegen das zusätzliche Leid aber nicht auf. Dabei distanziert sich die Palliativmedizin jedoch konsequent von aktiver Sterbehilfe, diese lehnt auch die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin ab.
Ziele der Palliativmedizin
Die Ziele der Palliativmedizin sind Schmerzen und andere Symptome einer schweren Erkrankung – meist einer Tumorerkrankung – zu lindern. Der Eintrittszeitpunkt des Todes hingegen soll nicht beeinflusst werden. Der Übergang vom Leben zum Tod soll stressfrei und so frei von Schmerzen und Angst wie möglich erfolgen. Das Ziel der Palliativmedizin besteht daher darin, den Menschen und Patienten so weit wie möglich zu unterstützen und ihm sowie den Angehörigen zur Seite zu stehen.
Der Patient im Fokus
Die Betreuung durch die Palliativmedizin soll ganzheitlich erfolgen und den Menschen insgesamt in den Fokus rücken. Dabei betrachtet die Palliativmedizin den Tod und das Sterben nicht losgelöst vom Leben, sondern vielmehr als Bestandteile desselben. Sterbende sollen nicht ausgegrenzt und anonym hinter Krankenhaustüren diese Welt verlassen, sondern es soll eine Integration in das Leben erfolgen. Wichtig ist der Palliativmedizin, dass Patient, Freunde, Familie, Helfer, Pfleger und Ärzte zusammenarbeiten und die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass der Patient in seiner gewohnten Umgebung bleiben kann.
Oft geäußerter Wunsch: Sterben Zuhause
Der Wunsch der meisten Menschen ist es, zu Hause zu sterben – umsetzen können diesen Wunsch aber nur die wenigsten. Gleichzeitig zielt die Palliativmedizin auf eine Betreuung der Angehörigen ab, die auch nach dem Tod des Patienten begleitet und in ihrer Trauerbewältigung unterstützt werden sollen.
Palliativpflege: Allgemein oder spezialisiert?
Nach der Feststellung des Bedarfs der Palliativversorgung ist der erste Schritt, die wichtigsten zu behandelnden Symptome der Erkrankung ausfindig zu machen. Auch die Wünsche des Patienten selbst sowie der Angehörigen werden dabei berücksichtigt. Je nach Situation und Komplexität des Krankheitsbildes fällt die Entscheidung, ob die allgemeine oder die spezialisierte Palliativmedizin zur Anwendung kommt. Darüber hinaus können die Leistungen von Hospizen und Hospizdiensten in Anspruch genommen werden.
Ambulante oder stationär spezialisierte Palliativpflege
Die spezialisierte Palliativversorgung gliedert sich in einen ambulanten und einen stationären Bereich.
Ambulante spezialisierte Palliativpflege
Bei einer ambulanten Behandlung, lässt sich auf ein Team der SAPV (Spezialisierte ambulante Palliativversorgung) – diese Teams bestehen aus hoch qualifizierten Ärzten, Pflegern, Physiotherapeuten, Psychotherapeuten und weiteren Fachkräften. Schwer kranke Patienten können durch diese Teams weiterhin in ihrer gewohnten Umgebung bleiben und werden dort behandelt. Den gesetzlichen Anspruch auf diese Leistungen haben per Gesetz alle gesetzlich versicherten Patienten, die unter einer nicht heilbaren Krebserkrankung leiden und bei denen die bald eintretende Sterbephase abzusehen ist. Die SAPV wird durch den Fach- oder Krankenhausarzt oder durch einen niedergelassenen Hausarzt verschrieben.
Stationäre spezialisierte Palliativpflege
Die stationäre Palliativmedizin erfolgt auf einer Palliativstation im Krankenhaus oder in einer spezialisierten Tagesklinik. In den speziellen Abteilungen im Krankenhaus arbeiten verschiedene Ärzte zusammen, die auch rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Die Zimmer ähneln weniger einem Krankenzimmer als einem Wohnbereich, der Patient soll den Gedanken an das Krankenhaus verdrängen können. Angehörige können ebenfalls untergebracht werden.
Patienten, deren Schmerzen auf keine Therapie ansprechen oder die rund um die Uhr wegen Atmungs- oder Stoffwechselproblemen auf Betreuung angewiesen sind, kommen für die stationäre Palliativversorgung infrage.
Zahlen und Fakten zur Palliativmedizin
- Im Jahr 2022 gibt es in Deutschland etwa 1.500 Hospizdienste, die eine ambulante Versorgung von Patienten anbieten.
- Dazu kommen 269 stationäre Hospize, bei denen auch spezielle Einrichtungen für Kinder und Jugendliche inbegriffen sind.
- In deutschen Krankenhäusern gibt es etwa 340 Palliativstationen.
- Die Hospize für Erwachsene verfügen durchschnittlich über zehn Betten, insgesamt stehen deutschlandweit rund 2.500 Hospiz-Betten zur Verfügung. Dort werden pro Jahr etwa 33.500 Patienten behandelt.
- Etwa 403 Team der SAPV (Spezialisierte ambulante Palliativversorgung) stehen in Deutschland zur Verfügung.
- Bis 2021 gab es rund 14.620 Ärzte mit einer Zusatzausbildung zum Palliativmediziner.
- Über 120.000 Menschen sind ehrenamtlich, hauptamtlich oder bürgerschaftlich in der Palliativmedizin tätig.
- Seit 1996 hat sich die Zahl der ambulanten Palliativdienste mehr als verdreifacht.
- Jeder Versicherte hat seit dem 1. April 2007 das gesetzlich festgelegte Recht auf eine Versorgung über die SAPV.
- Seit 2014 müssen Studenten, die das 2. Staatsexamen in der Medizin ablegen, Leistungsnachweise für die Schmerz- und Palliativmedizin vorlegen.
Fazit Palliativpflege
Palliativpflege bedeutet, die Lebensqualität der Patienten zu maximieren und ihnen ein würdevolles und schmerzfreies Sterben zu ermöglichen. Es erfordert einfühlsame Kommunikation, empathische Betreuung und eine individuell angepasste Behandlung, die sowohl körperliche als auch psychosoziale Aspekte berücksichtigt. Es ist anzuerkennen, dass die Palliativpflege nicht nur eine professionelle Herausforderung darstellt, sondern auch eine zutiefst menschliche Aufgabe ist. Sie erfordert von den Pflegenden ein hohes Maß an Sensibilität, Mitgefühl und Respekt vor dem individuellen Lebensweg jedes Patienten. Zusammenfassend ist die Palliativpflege eine wichtige und anspruchsvolle Aufgabe, die sowohl für die Pflegenden als auch für die betreuten Personen von großer Bedeutung ist und unsere volle Unterstützung verdient.
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